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Blog für institutionelle Anleger Coronavirus-Krise im Vergleich mit historischen Finanzmarkt-Crashs

25%-30% Korrektur mit historischer Rekordgeschwindigkeit

Asset Management 11. Mai 2020
Historische Aktienmarkt-Crashs im Vergleich mit der Coronavirus-Krise.
25%-30% Korrektur mit historischer Rekordgeschwindigkeit

Die Ereignisse der letzten Wochen an den weltweiten Finanzmärkten werden mit Sicherheit in die Geschichtsbücher eingehen. Die Aktienmärkte haben über den Globus verteilt innerhalb kürzester Zeit um die 30% von ihren erst im Februar neu ausgebildeten Allzeithochs verloren.

Um eine derart schnelle Trendwende von einer «himmelhoch jauchzenden» Markteuphorie auf die aktuelle «zu Tode betrübt»-Stimmung in den Geschichtsbüchern zu finden, muss man schon weit zurückgehen und wird doch nicht fündig. Die Ereignisse der letzten Wochen verdienen sich das Prädikat «historisch einmalig» und haben dabei einen neuen Rekord aufgestellt, der selbst die Wall Street-Panik 1929  auf den zweiten Platz verweist.

Im Schnitt haben die Aktienmärkte für die aktuelle 25% bis 30% Korrektur lediglich 24 Tage benötigt. Damit hat die aktuelle Panik derartige Verluste mehr als doppelt so schnell ausgebildet wie die Wall Street-Panik des Jahres 1929. Damals benötigte es 56 Tage ehe der 25% Verlust eingetreten ist. Der anfänglichen Panik in 1929 folgte der Crash der 1930er Jahre, der in die Geschichte als die «Great Depression» oder die «Weltwirtschaftskrise» eingegangen ist. Die Verluste der Aktienmärkte haben sich in dieser Zeit von den 25% im Oktober 1929 auf weitere 80% bis 90% bis in den Sommer des Jahres 1932 ausgebaut. Damit gilt dieser Crash bis heute als der schlimmste Crash in der Geschichte der Finanzmärkte der vergangenen 120 Jahre.

Aktienmarkt-Crashs treten indes viel häufiger auf als man glauben möchte. In vielen Fällen legt sich die erste Panik jedoch schnell und die Märkte kehren wieder zur Normalität zurück. In einigen Krisen häufen sich hingegen Verluste auf, die weit über die ersten 25% hinaus gehen und nicht selten Niveaus von 50% bis über 70% erreichen. Neben der Great Depression sind die Ölkrise der 1970er Jahre, die Dotcom-Bubble zu Beginn dieses Jahrhunderts als auch die Finanzkrise des Jahres 2008 als derartige Megacrashs zu nennen. All diese Megacrashs besitzen typische Eigenschaften, auf die wir im folgenden genauer eingehen möchten.

Berühmte Aktienmarkt-Crashs im Vergleich mit den ersten Wochen der Coronavirus-Krise
Maximaler Verlust -49%
Zeitraum des Crashes 1906 bis 1907 (ca. 2 Jahre)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 1 Jahr
Zeitpunkt der Erholung 1909 (nach ca. 2 Jahren)
Gefolgt von Rezession? ja
Maximaler Verlust -47%
Zeitraum des Crashes 1919 bis 1921 (ca. 2 Jahre)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 6 Monate
Zeitpunkt der Erholung 1924 (nach ca. 3 Jahren)
Gefolgt von Rezession? ja
Maximaler Verlust -90%
Zeitraum des Crashes 1929 bis 1932 (ca. 3 Jahre)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 2 Monate
Zeitpunkt der Erholung 1954 (nach ca. 22 Jahren)
Gefolgt von Rezession? ja
Maximaler Verlust Durchschnittlich -51% (je Index, von -37& bis -92%)
Zeitraum des Crashes 1972 bis 1974 (ca. 2 Jahre)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 10 Monate
Zeitpunkt der Erholung 1978/1979 (nach ca. 4 Jahren)
Gefolgt von Rezession? ja
Maximaler Verlust Durchschnittlich -31% (je Index, von -35% bis -52%)
Zeitraum des Crashes 1987
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 2 Monate
Zeitpunkt der Erholung 1989 (nach ca. 2 Jahren)
Gefolgt von Rezession? nein
Maximaler Verlust durchschnittl. -30% (je index, von -26% bis -34%)
Zeitraum des Crashes 1990 - 1991 (ca. 1 Jahr)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 6 Monate
Zeitpunkt der Erholung 1993 (nach ca. 3 Jahren)
Gefolgt von Rezession? ja
Maximaler Verlust durchschnittl. -34% (je Index, von -25% bis -37%)
Zeitraum des Crashes 1998 (ca. 2 Monate)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 3 Monate
Zeitpunkt der Erholung 1999 (nach ca.1 Jahr)
Gefolgt von Rezession? nein
Maximaler Verlust durchschnittl. -55% (je Index, von -35% bis 78%)
Zeitraum des Crashes 2000 - 2003 (ca. 3 Jahre)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 1 Jahr
Zeitpunkt der Erholung 2006 (nach ca. 3 Jahren)
Gefolgt von Rezession? ja
Maximaler Verlust durchschnittl. -58% (je Index, von -52% bis -66%)
Zeitraum des Crashes 2007 bis 2009 (ca. 1,5 Jahre)
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 9 Monate
Zeitpunkt der Erholung 2013 (nach ca. 4 Jahren)
Gefolgt von Rezession? ja
Maximaler Verlust noch nicht bekannt
Zeitraum des Crashes 2020 bis unbekannt
Dauer bis zu -25% Verlust ca. 1 Monat
Zeitpunkt der Erholung unbekannt
Gefolgt von Rezession? unbekannt, aber wahrscheinlich
Grosse Crashs treten verzögert, simultan und in Rezessionen auf

Bei der Analyse der Eigenschaften dieser Crashphasen offenbaren sich wiederkehrende Muster. Historisch bedurfte die Ausbildung eines 25%-Verlustes von einem vorherigen Allzeithoch stets einer Vorlaufzeit. Selbst der neue Rekordhalter in dieser Kategorie, die aktuelle Corona Virus-Krise, benötigte für diesen Verlust drei bis vier Wochen. Während ein derartiger Verlust auch 1929 noch recht zügig in zwei Monaten auftrat, benötigte es in den allermeisten historischen Crashphasen im Durchschnitt mehr als sechs Monate, in manchen Fällen sogar mehr als ein Jahr. Der Flash Crash des Jahres 1987 trat zwar an einem Tag auf, jedoch bildeten sich bereits in dessen Vorfeld Verluste über einen Monat hinweg aus. Betrachtet man die grösseren Verlustphasen von 40% und mehr, so nimmt diese Tendenz noch zu. Derartige Verluste benötigten historisch im Schnitt über ein Jahr bis zur Realisierung.

Die Höhe der maximalen Verluste in Crashzeiten hängt ferner davon ab, ob der ersten Finanzmarktpanik ein Konjunktureinbruch folgte. Kam es im Anschluss an derartige Krisen zu Rezessionen, so konnten in den meisten historischen Fällen weitere Verluste von 30% bis über 60% beobachtet werden.

Was erwartet uns jetzt?

Die letzte Woche hat die Wall Street Panik von 1929 zwar in puncto Geschwindigkeit auf die Plätze verwiesen, muss aber nicht zwangsläufig einen vergleichbaren Crash zur Folge haben. Leider sind aktuell zwei Zutaten im Corona-Cocktail auszumachen, welche weitere Verluste an den weltweiten Finanzmärkten erahnen lassen. Neben dem simultanen Eintreten der Verluste an Aktienmärkten weltweit scheint auch eine Rezession unvermeidbar.

Je schneller eine Therapie, ein Medikament oder ein Impfstoff gefunden werden kann, desto schneller kann diese Krise wiederum überwunden werden und die Welt zur Normalität zurückkehren. Je länger wir hingegen in der Ungewissheit verharren, desto grösser der potenzielle Schaden für die globale Konjunktur. Die Regierungen und Notenbanken weltweit sind sich mittlerweile dieses Risikos bewusst und ergreifen entsprechende Massnahmen, um die aus der Krise entstandenen Risiken möglichst zu begrenzen. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Massnahmen tatsächlich ausreichen.

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Quellen: Die Analyse beruht auf den folgenden Indizes: BEL 20, Nasdaq Composite, DAX, Hangseng, Dow Jones Industrial, MSCI Switzerland, MSCI All Country World, MSCI World, Nikkei 225, SPI, S&P 500, Eurostoxx 50, Topix und Dow Jones Transportation. Bezug durch Bloomberg Finance L.P.